Kondenswasser oder Speichel?

Als Gast bei einem Blasmusik-Konzert kannst du oft Folgendes beobachten: Die Blasmusiker:innen pusten regelmäßig ihr Instrument mit Luft und ohne Ton durch und aus dem Instrument tropft Flüssigkeit auf den Boden oder in einen Behälter. Aber woraus besteht diese Flüssigkeit eigentlich? 

In einer Fensterecke hat sich Kondenswasser angesammelt.
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Beim Musizieren mit einem Blasinstrument entsteht Kondenswasser.

Die Tonerzeugung auf einem Blasinstrument 

Um diese Frage zu beantworten, muss zunächst die Tonerzeugung auf einem Blasinstrument erklärt werden. Beim Spielen eines Blasinstruments entsteht der Ton, indem Lippen bzw. Blättchen oder Rohrblätter (Klarinette, Saxophon, Oboe, Fagott) durch die ausgeatmete Luft in Schwingung versetzt werden. Die entstehende schwingende Luftsäule wird über ein Mundstück auf das Instrument übertragen und erzeugt dort den charakteristischen Ton eines jeweiligen Instruments. Durch das Drücken von Ventilen (Blechbläser) oder Abdecken von Tonlöchern (Holzbläser) wird die Luftsäule im Instrument verkürzt oder verlängert. Dabei verändert sich die Tonhöhe auf dem Instrument und das Spielen von verschiedenen Tönen bzw. Melodien wird möglich. 

Flüssigkeit im Blasinstrument während des Musizierens

Weil die körperwarme und feuchte Atemluft bei der Tonerzeugung auf das kältere Material des Blasinstruments (z.B. Metall oder Holz) trifft, entsteht Kondenswasser. Das ist ein physikalischer Prozess, den du mit einem kleinen Experiment zu Hause ganz einfach nachmachen kannst: Hauche mit geöffnetem Mund an eine kalte Fensterscheibe. Was siehst du? Genau, auf der Scheibe bilden sich sehr kleine Tröpfchen, die nach kurzer Zeit nicht mehr zu sehen sind. Diese Tröpfchen verschwinden aber nicht einfach, sondern sie verdunsten. Da die Luft wärmer ist als die Tröpfchen auf der kalten Scheibe, wird das Wasser gasförmig - die Tröpfchen lösen sich also in Luft auf.

Die gleichen Tröpfchen bilden sich auch beim Musizieren im Inneren des Instruments. Allerdings gibt es einen Unterschied: Beim Spielen eines Blasinstruments wird dauerhaft Luft in das enge Instrument gepustet. Daher kann das Kondenswasser nicht gut verdunsten, sondern sammelt sich in größeren Tröpfchen. Diese Tröpfchen fließen dann an den tiefsten Punkt des Instruments und tropfen heraus oder müssen aus dem Instrument entfernt werden. Wenn sich zu viel Flüssigkeit im Instrument sammelt, wirkt sich das negativ auf das Instrumentalspiel aus. Es kann zum Beispiel ein „Blubbern“ zu hören sein, das die Musiker:innen nicht kontrollieren können – das klingt zwar lustig, steht aber meistens nicht in den Noten. 

Je länger das Instrument gespielt wird, desto mehr gleicht sich die Temperatur des Instruments an die der Atemluft an. Deswegen bildet sich anfangs mehr Kondenswasser als nach längerer Spieldauer. Genauso bilden sich an einer warmen Scheibe auch keine kleinen Tröpfchen, wenn man dagegen haucht. Auch das kannst du zum Beispiel am Spiegel in einem beheizten Bad ausprobieren. 

Woraus besteht diese Flüssigkeit? 

Die Flüssigkeit, die beim Spielen eines Blasinstruments entsteht, besteht hauptsächlich aus Kondenswasser. In dieser Flüssigkeit sammelt sich aber unter Umständen auch etwas Speichel, der beim Musizieren mit ins Instrument gelangen kann. Außerdem können Reste von Ölen, die man zur Instrumentenpflege benutzt, enthalten sein. Der Anteil von Speichel und Ölresten ist aber sehr gering. 

Wenn bei einem Blasmusik-Konzert die Musiker:innen also ihre Instrumente durchpusten und Flüssigkeit heraustropft, musst du dich nicht wundern. Das ist nicht unangenehm oder komisch. Im Gegensatz – es ist ganz natürlich und gehört beim Spielen eines Blasinstruments einfach dazu.

Klarinettistin mit Marschgabel und Noten.
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Beim Musizieren mit einem Blasinstrument entsteht Kondenswasser.