Motiviert üben mit Übehacks

Kannst du dich noch an die ersten Monate mit deinem Instrument erinnern? Alles war neu und aufregend! Es fiel dir wahrscheinlich ganz leicht regelmäßig zu üben, denn gerade zu Beginn sprühen wir vor Motivation und Begeisterung, oder? Aber es gibt natürlich auch Phasen, in denen es mit dem Üben und dem Instrument lernen nicht so leicht ist. 

Eine Frau spielt Querflöte und schaut dabei in die Noten auf einem Notenständer.
brendageisse - Pixabay
Mithilfe von Übehacks fällt das Üben auch in Zeiten, in denen die Motivation fehlt, leichter.

Diese verschiedenen Motivationsphasen sind ganz normal - kein Grund aufzugeben. Wirklich jede:r hat Motivationslöcher ob Hobbymusiker:in, Profi, Anfänger:in oder Fortgeschrittene:r. Im Grunde geht es auch gar nicht darum immer motiviert zu sein, sondern zu lernen, leichter durch die Tiefs zu gehen oder sie auch mal auszuhalten. Dafür habe ich dir in diesem Artikel zwei Übehacks mitgebracht.

5 Minuten-Übehack

Wir alle kennen die Momente, in denen wir so müde und erschöpft sind, dass wir uns wirklich nicht zum Üben aufraffen können. Das Anfangen erscheint unmöglich und die Zeitspanne der Übesession unglaublich lang. An diesen Tagen kann dir der 5 Minuten-Übehack dabei helfen, die Hürde vor dem Üben zu überwinden und dir den Start so leicht wie möglich zu machen.[1]

Wie funktioniert der 5 Minuten-Übehack? 

Bei diesem Hack nimmst du dir eine Übedauer vor, die sich auf jeden Fall machbar anfühlt, zum Beispiel 5 Minuten. Diese 5 oder x Minuten möchtest du auf jeden Fall üben. Anschließend hast du dann zwei Möglichkeiten: 

  1. Sollte sich deine Motivation nach den 5 Minuten nicht verändert haben, packst du dein Instrument wieder ein. Wichtig: Ohne schlechtes Gewissen. Du kannst stolz auf dich sein, dass du es trotzdem probiert hast.
  2. Während der ersten 5 Minuten hast du Feuer gefangen. Nachdem es erst so aussah als würdest du heute gar nicht üben, macht es jetzt richtig Spaß. Du übst weiter, solange du möchtest.

Viele Musiker:innen befürchten, dass sie bei diesem Hack nie mehr als 5 Minuten üben. Hier kann ich dich beruhigen. Tatsächlich kommt es bei den meisten eher dazu, dass sie weitermachen und so auch an Tagen ihr Instrument auspacken, an denen das Üben sonst ausgefallen wäre.

Tipp: Damit der Hack auch langfristig funktioniert, ist es wichtig, dass du deine Absprache mit dir einhältst. Das heißt, dass du wirklich nach 5 Minuten aufhörst. Sonst nutzt sich dieser Trick leicht ab.

Community-Übehack

Warum macht das Orchester- und Ensemblespiel so viel Spaß? Weil wir es mit anderen machen können, oder? Beim Community-Übehack geht es darum, nicht mehr allein üben zu müssen. Dafür verabredest du dich mit anderen Musiker:innen, live oder auch online. Ähnlich wie bei einer Verabredung zum Sport, hilft dir ein Übebuddy deinen Übetermin einzuhalten.[2]

Besonders produktiv wird das Co(mmunity)-Üben, wenn ihr, bevor es losgeht, eure Ziele für die Session formuliert. Was möchtest du in der heutigen Übezeit erreichen? Danach übt dann jede:r für sich. In einer Abschlussrunde, kann ggf. kurz darüber reflektiert werden was gut und was nicht so gut lief. Dieses gemeinsame Reflektieren hilft enorm zu sortieren und bewusst wahrzunehmen, was du das nächste Mal angehen möchtest und was du geschafft hast.

Ich wünsche dir viel Freude beim Ausprobieren und frohes Üben!

 

[1] Inspiriert wurde dieser Übehack von der 2-Minuten-Regel aus dem Buch Getting Things Done von David Allen. Die Regel hilft uns direkt loslegen und so das Planen, die negative Gefühle und blockierende Gedanken zu überwinden. Schlussendlich geht es auch darum ein Momentum aufzubauen, das uns anschließend länger an der Sache dranbleiben lässt.

[2] Der Routineexperte James Clear beschreibt in seinem Buch Atomic Habits oder Die 1%-Methode, wie uns ein sogenannter Rechenschaftspartner hilft, an einer Sache dranzubleiben, da wir lieber Termine einhalten als unser Ansehen bei anderen zu verlieren. 

Die Gastautorin: Melina Paetzold

Melina Paetzold ist als freischaffende Klarinettistin, Pädagogin und Dozentin in Berlin tätig sowie Doktorantin an der mdw Wien. 

Sie unterstützt Musiker und Musikerinnen dabei die eigene Übezeit besser für sich zu nutzen und befreiter zu musizieren. Dafür hat sie das Fomat der Übehacks entwickelt, die die Brücke von wissenschaftlichen Erkenntnissen, Mental- und Achtsamkeitstechniken zur musikalischen Praxis schlagen und sie direkt anwendbar auf das eigene Üben machen.

Mehr Übehacks zu Motivation, Klang, Technik und Musikalität findest du unter: www.melinapaetzold.de

Eine Frau mit beiger Bluse und weißer Strickjacke lächelt in die Kamera.
Karoline Wolf