Geschichte der Blasmusik

Die Blasmusik, die Blasorchester und deren Instrumente, wie wir sie kennen, sind mit ihrer erst mehrere Hundert Jahre andauernden Geschichte noch relativ jung. Vorläufer der Blasmusik reichen allerdings bis in die Antike zurück und sogar in der Steinzeit wurde schon auf Blasinstrumenten musiziert. 

Viele Militärmusiker:innen marschieren in Formation vor einem Schloss und musizieren dabei.
Manfred R. Heinz - pixabay.com
Die Militärmusik gilt als einer der Vorläufer der heutigen Blasorchester.

Auf der Schwäbischen Alb musizierten vor etwa 36.000 Jahren wahrscheinlich Steinzeitmenschen auf einer Flöte aus einem Tierknochen. Die Flöte, die dort gefunden wurde, gilt als ältestes erhaltenes Musikinstrument Europas. Die Blasmusik kann also bis in die Steinzeit nachverfolgt werden und ist somit eine sehr alte Kulturform, die in Deutschland ihren Ursprung hat. Hörner von Rindern, Muscheln und andere sehr einfache Blasinstrumente wurden von Naturvölkern bei religiösen Ritualen eingesetzt, dies belegen beispielsweise die in der Bibel überlieferten „Posaunen von Jericho“.

Außerdem ist übermittelt, dass schon in der Antike Fanfaren, Hörner und Trommeln für militärische Zwecke eingesetzt wurden. Dies zeugt vom „Blasmusikwesen“ im Altertum, wobei die Blasinstrumente der Antike und des Mittelalters hauptsächlich von den Armeen zur Signalgebung und nicht wirklich zum Musizieren verwendet wurden. Auch während der Türkenkriege vom 15. bis ins 18. Jahrhundert wurde die Blasmusik zur Motivation und Koordination der Truppen eingesetzt. Diese sogenannte Janitscharenmusik gilt wie die Harmoniemusik des 18. Jahrhunderts, vergleichbar mit unserer heutigen Kammermusik, als Vorläufer der heutigen Blasmusik.

Regional unterschiedliche Entwicklung führt zu heutigen Blasorchestern

Die heute weit verbreiteten Blasorchester entstanden ab Anfang des 19. Jahrhunderts aufgrund mehrerer Ereignisse, die sich regional unterschiedlich stark auswirkten und dadurch zu unterschiedlichen Entwicklungen führten. Zur Zeit der Französischen Revolution wurden die ersten konzertanten Blasorchester mit der heute weit verbreiteten chorischen Besetzung der Holz- und Blechbläser und einem Schlagzeugsatz gegründet. Diese Orchester wurden vor allem bei großen Revolutionsfeiern im Freien eingesetzt, da Blasinstrumente lauter als Streichinstrumente klingen und somit im Freien besser zu hören sind. Zahlreiche Blasorchester im Süddeutschen Raum nahmen in dieser Zeit ihren Ursprung

Mit der Entwicklung der Ventile für Blechblasinstrumente und neuer Blasinstrumente, wie zum Beispiel dem Saxhorn – ein Vorläufer des heutigen Saxophons, ergaben sich für die Blasorchester viele neue Möglichkeiten. Blechblasinstrumente konnten nun auch zur Melodieführung verwendet werden und durch neue Instrumente entstanden ungewohnte Klangfarben in der Blasmusik. Die Entwicklung der Blasmusik wurde stark von der Militärmusik beeinflusst, die die Verbesserung der Instrumente vorantrieb und diese dann auch in den Militärorchestern ausprobierte. Aufgrund der Industrialisierung und des wirtschaftlichen Aufschwungs im 19. Jahrhundert gründeten beispielsweise Städte ihre eigenen Blasorchester, sogenannte Stadtmusiken. In Großbritannien wurden außerdem erste Werkskapellen, die Vorläufer der heutigen Brass Bands, gegründet. In der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg haben viele heute noch bestehende Musikvereine in Deutschland ihren Ursprung. 

Eine Brass Band gibt vor Publikum ein Konzert im Freien.
NBMB / NBBJ
Die Tradition der Brass Bands hat ihren Ursprung in Großbritannien.